Wappen der Gemeinde
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Das Wappen
verbindet in seiner Gestaltung Natur, Geschichte und Wirtschaft.
Auf goldenem Grund steht im Mittelpunkt die Derfflinger Eiche, durch Blitzrinne
und Bruch gezeichnet, mit 13 grünen
Blättern und zwei Früchten.
Vorn eine Getreidegarbe aus sieben schwarzen Kornhalmen, hinten eine grüne
Tabakstaude mit zwei Blattpaaren und sechs roten Blüten.
Der Schildfuß in blau trägt eine silberne Wellenlinie als Symbol
für die Lage am Wasser (Alte Oder und
Baggerseen).
Das Wappen entstand 1995 zunächst für Gusow und wurde nach der
Gemeindefusion für Gusow-Platkow beibehalten. |
Derfflinger Eiche |
Die Derfflinger Eiche:
"Als Derfflinger die Eiche an der Werbiger Grenze gepflanzt hatte,
nahm er aus der ersten Gusower Schulklasse 13 Knaben, führte sie
an die Eiche, legte jeden über sein Knie und versetzte ihm 13 derbe
Schläge.
Dabei sagte er: "Nun werdet ihr behalten, wo die Grenze steht. Verrückt
sie nie wieder!" Unter der Eiche hat der Alte oft gesessen. Wer um
Mitternacht an ihr vorüberfährt, dem bleiben die Pferde wie
festgebannt stehen. Sie zittern und tun keinen Schritt vorwärts,
soviel man sie auch schlagen mag. Um ein Uhr ist der Bann zu Ende. Der
Alte will nicht dulden, dass man um Mitternacht über die Grenze fahre." |
Der Ortsname kann nicht eindeutig erklärt werden. Frühere Namendeutungen
gehen vom slawischen Guz = Knoten aus. Das Brandenburgische Namenbuch
erläutert zwei andere Varianten. Am wahrscheinlichsten ist eine Ableitung
vom urslawischen gos = Gans zum alt-sorbischen Gusá und könnte
auf einen früheren Flurnamen zurückgehen. Andererseits scheint auch
eine deutsche Namenbildung vom mittelniederdeutschen Gosouwe = Gänseaue
möglich. Die Endung -ow ist jedoch erst später an den ursprünglich
femininen Namen angehängt worden.
Die frühere Ortsform
ist heute nur schwer zu erkennen und hat sich durch Einwirkung mehrerer
Entwicklungs-faktoren stark verändert. Als historischer Ortskern kann das
Gebiet um die Kirche gelten. Der weitere Ausbau des Dorfes wurde durch die Gutsbildung
(Amtshof), die Lage am alten Oderrand-Handelsweg von Lebus nach Pommern und
im 17. Jh. durch die Zuwegung zum Schlossbereich beeinflusst. Vielleicht führte
der Berliner Weg (Seestraße) vor Anlage des Parks direkt zum Dorfplatz.
In alter Zeit
Vor der Urbarmachung bestand das Oderbruch aus Wiesen und Waldgebieten, von
zahlreichen Wasserläufen durchzogen.
Meist zweimal im Jahr wurde es vom Oderhochwasser überflutet, im Frühjahr
von der hiesigen Schneeschmelze und nochmals im Sommer, wenn das Schmelzwasser
aus den Bergen der Quellgebiete hinzukam. Nur die höher gelegenen Stellen
ragten dann aus dem Wasser heraus. Das Oderbruch war in dieser Zeit fast unpassierbar.
Wiesen und Weiden wurden für die Viehwirtschaft genutzt. Ackerbau war hauptsächlich
auf dem Höhenland möglich.
Die Feldmarken
unserer Dörfer erstreckten sich auf beide Bereiche, der Bruchanteil war
jedoch größer. Gusow und Platkow lagen an der Oderitze, einem alten
Oderarm, der heute zum Teil das Bett der Alten Oder ausmacht. An der Grenze
zu Langsow befand sich der Kleppinsee, der über den Kleppingraben mit dem
Pritschingsee (die "Pritze") hinter Karlshof verbunden war und weiter
über den Tergelgraben in die alte Oder abgeleitet wurde.
Weiterhin lagen auf der Gusower Bruchfeldmark der Maschinsee und der
Eichwaldsee, die ebenfalls Verbindung zur Oder hatten. Platkow war halb von
Sumpf und Wasser umgeben. Durch das Dorf floss die Lesenitz, das heutige Mühlenfließ.
Die Strömung ermöglichte den Betrieb mehrerer Wassermühlen. Auf
der Platkower Feldmark befand sich der Gohnensee. Unvorstellbar groß war
der Fischreichtum in den Oderbruchgewässern. Die Einwohner profitierten
davon für die eigene Ernährung und für den Handel.
So zinsen die Gusower und Platkower 1460 auch "vom Wasser".
1460 wird in beiden Dörfern ein Lehnschulze (Richter) genannt, der vier
Freihufen bewirtschaftete. Im Jahre 1541 muss Gusow 52 Gulden, 6 Groschen
Landsteuer und Platkow 56 Gulden und 28 Groschen Landsteuer erbringen.
Außerdem zahlen 1542 die Gusower Ritter:
- Bartholomäus von Schapelow
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27 Gulden, 30 Groschen, |
- Antonius von Schapelow |
16 Gulden, 16 Groschen, |
- und Hans von Schapelow |
32 Gulden, 3 Groschen vom Gesinde an Landsteuer. |
Besitzer
von Gusow / Platkow
Mittelalterliche Besitzverhältnisse
Das Lehnswesen bildete die Grundlage der mittelalterlichen Feudalgesellschaft.
Der Landes- und Lehnsherr stattete seine Vasallen mit Ämtern, Nutzungsrechten
an Grund und Boden, ja ganzen Dörfern und Herrschaften aus. Auf diese Weise
sicherte er sich deren Gefolgschaft und Anerkennung seiner Macht. Ursprünglich
galt ein Lehen auf Lebenszeit, später wurde es erblich, konnte weiter verliehen,
verpfändet und verkauft werden. Die Grundherren, meist Ritter adligen Standes,
hatten so eine gesicherte materielle Existenz.
Die bäuerliche Bevölkerung, der das Land zur Bewirtschaftung
überlassen wurde, hatte daran kein wirkliches frei verfügbares Eigentum,
denn es mussten dafür Dienste und Abgaben an den Lehnsherrn bzw. dessen
Lehnsträger geleistet werden. Die Bauern in unserer Region wurden deshalb
als Lassbauern oder Lassiten bezeichnet. Die Frondienste waren nach Abschluss
des mittelalterlichen Kolonisationsprozesses noch gering und die Bauern genossen
persönliche Freiheit. Nach ihrer Hofgröße wurden sie unterschieden
in Bauern, Kossäten, Kleintauern und Büdner.
Bauern: Sie bewirtschafteten eine Fläche zwischen 1 und 4 Hufen
mit Pferdegespann. Inhaber kleinerer Flächen nannte man Halb- oder Viertelbauern.Kossäten:
Das Wort ist abgeleitet von Kate = Kote, Insassen einer Kote = Kotsäten.
Sie waren Hausbesitzer mit einer kleineren Ackerfläche, die höchstens
ein Viertel der eines Bauern betrug. Sie hatten keinen Anteil am Hufenland der
Bauern und hielten deshalb selten Pferde. Meist wirtschafteten sie mit Ochsengespann.
Auch hier gab es Halb- und Viertelkossäten.Kleintauer: Die Erklärung
dieses Begriffes ist widersprüchlich. Pfr.Winkelmann nahm an, dass er auf
die Dienstverpflichtungen dieser Gruppe zurückgeht. Das niederdeutsche
"tauen" soll "tagwen, Tagwerk tun" bedeuten. Sie waren zu
einem kleinen Tagewerk für die Herrschaft verpflichtet. Tatsächlich
bezeichnet Kleintauer die Fischer, die mit Handnetzen fischten (von Kleintouwe
= Netz mit feinen Maschen). Die Größe einer Kleintauernstelle lag
zwischen Kossät und Büdner.Büdner: Dies waren die Eigentümer
von Hausgrundstücken. Sie lebten von Tagelohn oder Handwerk.
Die Grundherrschaft selbst betrieb meist zur Eigenversorgung einen Hof
von der Größe von etwa vier Bauernwirtschaften. Je mehr die ritterliche
Heeresverfassung und das Fehdewesen im 16. Jahrhundert verschwanden, waren die
Grundherren bestrebt, ihre Eigenwirtschaft auszubauen und zu vergrößern.
So war es möglich, sich am gewinnbringenden überregionalen Getreidehandel
zu beteiligen.
Durch das Bauernlegen verschaffte man sich die benötigten Ackerhufen.
Bauern wurden ausgekauft, Höfe verschuldeter, ausgestorbener oder verlassener
Bauernstellen wurden der Grundherrschaft einverleibt. Auf diese Weise wuchs
die Fläche der herrschaftlichen Äcker in manchen Orten auf ein mehrfaches
der bäuerlichen Flur an. Gleichzeitig wurden immer mehr Frondienste von
den Bauern gefordert und ihre persönliche Freizügigkeit beschnitten,
um sie so in der Gutsuntertänigkeit zu halten.
Der Grundherr war der Gerichtsherr und hatte das Recht auf seiner Seite,
wie es schließlich durch kurfürstliche Anordnungen gebilligt und
bestätigt wurde. Es vollzog sich der Übergang von der Grund- zur
Gutsherrschaft. 1606 / 1607 konnten Gusower und Platkower Bauern
erfolgreich höhere Spanndienstforderungen derer von Schapelow abweisen.
1624 besaß von den 43 aufgeführten Hufen in Gusow die Herrschaft
allein 29, die Pfarre vier, die Kirche 1 Hufe.
Die übrigen neun Hufen wurden von fünf Hüfnern (= Bauern), 21
Kossäten und acht Hausleuten bewirtschaftet.
Gusow zählte damals 269 Einwohner.
Nach dem 30-jährigen Krieg gab es in Gusow keine Bauern mehr; der Ort wurde
immer mehr zum Gutsdorf.
In Platkow blieb dagegen die bäuerliche Besitzstruktur weitgehend erhalten.
Platkow hatte 1624 316 Einwohner; es gab 13 Bauern, 26 Kossäten
und 10 Hausleute. "Soweit man zurückgehen kann" hatten Gusow
und Platkow dieselben Herren.
1413-1448 Beyer
1413 und 1426 werden Hans und Lorenz Beyer zunächst nur über Hebungen,
dann als Besitzer von Gusow und Platkow genannt, 1441 wird Lorenz Beyer allein
mit beiden Rittergütern belehnt. In Gusow wird ein "festes Haus"
erwähnt. Nachdem Lorenz Beyer ohne Erben verstarb, wurden Gusow und Platkow
vom Markgrafen neu vergeben.
1448-1649 (bzw. 1684) von Schapelow
Am 28.4.1448 verkaufte Markgraf Friedrich II. Eisenzahn Gusow und Platkow an
die Gebrüder Gebehardt und Gawyn von Schapelow und an Cone Barfuß:
"Wir Friedrich von Gottes Gnaden Markgraf von Brandenburg etc. bekennen,
dass wir unsern Räten und lieben getreuen Gebehardt und Gawyn Schapelow
und Cone Barfuß diese hiernach beschriebenen Güter, jährlichen
Zinsen und Renten recht und redlich um 1.500 rheinische Gulden verkauft und
zu einem rechten Mannslehen gnädiglich geliehen haben, mit Namen das Dorf
Guso und das Dorf Platkow mit obersten und niedersten Gerichten, Äckern,
Wiesen, Weiden, Heiden, Holzungen, Büschen, Wassern, Seen, Fischereien,
Mühlen, Mühlenpachten und das Kirchlehen, wie dieselben unser lieber
getreuer Lorenz Beyer (Seliger) von uns zu Lehen gehabt hat".
Die Schapelows waren eine alte märkische Adelsfamilie und im Land Lebus
reich begütert. Über zwei Jahrhunderte verblieben sie im Besitz unserer
Dörfer. Noch um die Mitte des 17. Jahrhunderts befand sich auf dem Gusower
Dorfplatz der "runde Zwinger", als Zeichen des Rechts, das die "Edlen
von Schapelow im Dorfe haben, so sie damit belehnt sind". Der Stammbaum
der Familie war weitverzweigt und eng verflochten mit anderen märkischen
Adelsfamilien.
Zeitweilig waren die Güter Gusow und Platkow durch Erbfolge aufgeteilt,
es gab vier Rittersitze. Für den Kriegsdienst mussten aus beiden Dörfern
drei Ritterpferde und ein halber Rüstwagen gestellt werden. 1647 verstarb
Antonius von Schapelow, der einen dreiviertel Anteil von Gusow und Platkow innehatte.
Anton hatte alle seine vier Söhne überlebt, so dass ihm im Lehn sein
minderjähriger Enkel Maximilian Wilhelm folgte. Im folgenden Jahr schon,
am 18.3.1648, wurde dieser auf einer Rückreise aus Zerbst von seinem eigenen
Knecht erschlagen. Gusow und Platkow fielen daraufhin mehreren Vettern zu.
1745-1804 von Podewils
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Otto Christoph von Podewils
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Das Marwitz'sche Erbe ging mit der
Eröffnung des Testaments am 20.1.1745 an Sophie Amalie Albertine
Gräfin von Podewils über. Ihr Gemahl Otto Christoph (*16.4.
1719) entstammte einer alten pommerschen Adelsfamilie und war 1741 in
den Grafenstand erhoben worden. Als preußischer Gesandter war er
an verschiedenen europäischen Höfen im diplomatischen Dienst
tätig.
In seiner Wiener Zeit entstanden treffende Charakterbeschreibungen über
Kaiser Franz und Kaiserin Maria Theresia von Österreich.
Mit erst 32 Jahren quittierte er 1751 den Dienst aus gesundheitlichen
Gründen. Die Familie zog nach Gusow, um sich von hier aus um die
Besitzungen zu kümmern.
Otto Christoph von Podewils ließ das Gusower Schloss
umbauen und den Park in seiner heutigen Größe, allerdings noch
in barocken, streng symmetrischen, reich gegliederten Formen, nach französischem
Vorbild anlegen. Von ihm stammt der älteste bekannte Plan der Parkanlage
mit einer Ansicht des Schlosses. |
Das vielseitig interessierte gräfliche Paar baute eine umfangreiche
Bibliothek sowie wertvolle Sammlungen auf, unter anderem gehörten
dazu Gemälde (Pesne, Rembrandt, Cranach, Meytens), wissenschaftlich-technische
Instrumente und Naturalien (Muscheln, Steine, Pflanzen und präparierte
Tiere). Ebenfalls wurden in Gusow und Platkow gefundene Altertümer,
wie Urnen und Grabbeigaben, untersucht und aufbewahrt. |
Der Gelehrte Johann Bernoulli, Mitglied der Akademie der Wissenschaften
zu Berlin, besuchte auf seinen "Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preußen,
Curland, Russland und Pohlen in den Jahren 1777 und 1778" auch unsere
Dörfer und berichtete ausführlich über Geschichte, Wirtschaft
sowie Schloss und Park. "Auf dem Hofe des Schlosses selbst gelanget man
durch eine schöne zwischen Kohl und Baumgärten gehende lange Auffahrt,
und über eine Brücke; das schöne Gebäude ist von dem Itzigen
Besitzer größtenteils neu aufgeführt, und in den jetzigen
herrlichen Stand gesetzt worden. Es bestehet in einem großen doppelten
Haupt- oder Vordergebäude mit zween den Hof einschliessenden Flügeln,
die Flügel und ein Theil des Hauptgebäudes sind nur von ... "
Seine Witwe und eigentliche Besitzerin der märkischen Güter starb
am 9. Mai 1784 in Berlin.
Gusow und Platkow wechselten daraufhin an den einzigen Sohn und Nachfolger
Friedrich Heinrich Graf von Podewils (*17.11.1747 in Wien). Er studierte
in Frankfurt (Oder) und schloss als Dr. jur. ab, war in verschiedenen Stellungen
in Cleve und Halberstadt tätig, bevor er 1774 zum Landrat des Kreises
Lebus gewählt wurde. 1778 vermählte er sich mit Friederike Amalie
Albertine von Blumenthal. Kinder hatte das Paar nicht. Um den kranken
Vater zu unterstützen, gab er das Landratsamt auf und widmete sich nur
noch der Bewirtschaftung von Gusow und Platkow. Hier schuf er eine anerkannte
Musterwirtschaft seiner Zeit.
Schloss Gusow, 1779
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1803 veröffentlichte er sein vierbändiges Werk: "Wirtschaftserfahrungen
in den Gütern Gusow und Platkow".
Den barocken Lustgarten ließ er in einen englischen Landschaftspark
umformen. Podewils war Ehrenmitglied der Naturforschenden Gesellschaft in
Berlin und der mecklenburgischen Landwirtschaftlichen Gesellschaft. Der jüngere
Graf von Podewils starb am 28.5.1804. Per Testament vererbte er seine Güter
an die Kinder seines verstorbenen Cousins von Schönburg-Waldenburg.
Die Derfflingerschen Fideikommissbestimmungen waren schon lange aufgehoben
und Gusow und Platkow inzwischen in Allod (frei verfügbares Eigentum)
umgewandelt worden.
Gusow und Platkow im 18. und 19. Jahrhundert
Die Oderregulierung
Seit dem 16. Jahrhundert gab es Bemühungen, die Hochwassergefahr im Oderbruch
durch den Bau von Deichen zu bannen. 1717 wurde ein durchgehender
Deich von Lebus bis Zellin geschüttet, der vor allem das Oberoderbruch
sicherte. In der "Teich- und Uferordnung in der Lebusischen Niederung an
der Oder" war festgelegt, wie die Deiche unterhalten werden sollten und
wer dafür aufkam.
Der neugegründete Deichverband vereinte die Bewohner des Oberoderbruchs
vom Rittergut bis zum kleinbäuerlichen Besitzer.
Gusow:
Die Herrschaft, der Prediger, der Schulmeister, der Schultze, Jürgen Hecht,
das Rathaus, Adam Hartwich, Martin Dahle, Christian Kaul, Jürgen Schultz,
Gottfried Bartes, Martin Schmidt, Adam Hecht, Martin Krüger, Samuel Hofmann,
Hans Krantz sen., Jürgen Gewert, Matthes Nauhacke, Gottfried Gäse,
Jürgen Breeselo sen., Jürgen Breeselo jun., Jürgen Tribusch,
Martin Hartwich, Martin Bartel, Jürgen Graßmann, Paul Hene, Christian
Kaul, Martin Breeselos Witwe, Joachim Kaul, Adam Rautze, Daniel Hartwichs Witwe,
Hans Krantz, Hans Nagel,Erdmann Schencke, Samuel Lamm, Daniel Hecht, Martin
Graßmann, Christian Herseland, Jürgen Beyer, Christoph Liesch, Hans
Raabe, Jürgen Schäfisch, Michel Hartwich, Gregor Pussims Witwe, Martin
Wehr, Andreas Krantz, Melcher Scheen, Jürgen Hücke, Jacob Kaul, Martin
Nauhacke, Jürgen Fiddicho, Christoph Hackeno, der Dorf-Krüger, der
Sand-Krüger.
Platkow:
Die Kirche, der Prediger in Gusow, der Müller, Martin Wehr, Erdmann Schmidt,
Hans Mißler, Paul Gräber, Daniel Gericke, Martin Miltetz, Martin
Kackro, Jürgen Schmidt, Gottfried Cossack, Jürgen Lickefeldt, Martin
Kaul, Peter Krüger, Christian Zimmermann, Jakob Merten, Jürgen Kübe,
Jürgen Marre, Michel Gräber, Michel Friederich, Adam Schultzke jun.,
Martin Sellings Witwe, Adam Schultzke sen., Hans Schelpeper, Martin Hartwich,
Martin Schmidt, Gottfried Schelpeper, Daniel Hartwich, Jürgen Hartwich,
Hans Hantzke, Martin Schönebrunn, Paul Wehr, Jürgen Wehr, Michel Rohlitz,
Hans Hartwich, Martin Milenzsen, Martin Wehr, Jürgen Gericke, Daniel Wimbrecht,
Peter Lange, Adam Lehmann, Hans Dahle, David Conrad, Gottfried Schultze,
Hans Kiese.
Nach dem schweren Hochwasser von 1736 reifte der Plan von der Trockenlegung
des Oderbruchs. Unter König Friedrich II. begannen 1747 die Hauptarbeiten.
Die Oder erhielt einen verkürzten, schnelleren Ablauf, das Flussbett
des neu gegrabenen Oderkanals konnte nach sechsjähriger Bauzeit geflutet
werden. Durch Binnenentwässerung und Urbarmachung des Gebietes wurde fruchtbarer
Boden für die Landwirtschaft nutzbar, zahlreiche neue Dörfer entstanden
und wurden mit Kolonistenfamilien besetzt.
Die Oderregulierung hatte Auswirkungen auf die Entwicklung der gesamten Region.
Ein Vergleich zweier Gusower Flurkarten von ca. 1750 und 1800 verdeutlicht die
eingetretenen Veränderungen. Um 1750 war die Bruchfeldmark noch hauptsächlich
Weideland und Hütungsrevier, von vielen Feuchtgebieten durchsetzt. Nur
am Zielweg, hinter Karlshof und am Eichwaldsee gab es einige Ackerflächen.
50 Jahre später ist der größte Teil des Gebietes kultiviert.
Bevölkerungsstruktur
1734 in Gusow:
49 Ganz- und Halbkossäten,
19 Büdner, 18 Hausleute, 5 Leineweber, 4 Schneider,
1 Rademacher, 3 Böttcher,
1 Schäfer, 1 Hirte, 1 Schmied,
124 Frauen, 30 große
Söhne, 35 große Töchter, 79 Söhne und 105 Töchter
unter 10 Jahren,
19 Knechte, 18 Mägde,
insgesamt 512 Personen.
(Die Herrschaft und ihre
Bediensteten, die Pfarre und die Vogelsangmühle sind hier offenbar nicht
angegeben.)
Bevölkerungsstruktur 1734 in Platkow:
12 Bauern, 31 Ganz- und
Halbkossäten, 7 Büdner, 12 Hausleute, 1 Müller, 1 Leineweber,
2 Schneider, 3 Hirten,
76 Frauen, 49 große
Söhne, 40 große Töchter, 65 Söhne und 63 Töchter unter
10 Jahren,
39 Knechte, 16 Mägde,
insgesamt 417 Personen.
Die Einwohnerzahl stieg bis 1801 in Gusow auf 956 und in Platkow auf 530 Menschen
an. Dabei veränderte sich die Zahl der bäuerlichen Wirtschaften kaum.
Die größte Zunahme war bei den Büdnern und Einliegern zu verzeichnen,
die als Pächter, Handwerker oder Tagelöhner ihr Auskommen finden mussten.
Als Johann Bernoulli 1777 Brandenburg bereiste, war er begeistert
von der Größe und Schönheit Gusows und Platkows.
Er hob die ertragreiche Wirtschaft hervor, die sich erst im Verlauf der vergangenen
30 Jahre so positiv entwickelt hatte und dem Gutsherrn beträchtliche Einnahmen
brachte.
Die
Wirtschaft um 1800
Das Rittergut
Um 1800 ist Gusow also ein adliges Dorf mit Rittergut und hat 31 Ganzkossäten,
18 Halbkossäten, 27 Kleintauern,
1 Fischer, sowie zahlreiche Büdner und Einlieger. Es gab 105 Feuerstellen.
In Platkow lebten 11 Bauern, 28 Ganzkossäten, 3 Halbkossäten, 7 Kleintauern,
außerdem ebenfalls viele Büdner und Einlieger. Platkow hatte 56 Feuerstellen.
Das Dorf war von einem Flechtzaun umgeben. Am Ausgang nach Gusow und
Quilitz befanden sich Tore, die über Nacht geschlossen wurden, um Raubwild,
Bären und Wölfe abzuhalten. Das Quilitzer Tor nannte man "Schwarrter
Doorwech".
1785 werden in beiden Dörfern zusammen über 30 Handwerker erwähnt.
Die selbständigen Handwerker mussten |
einen Taler Schutzgeld entrichten. |
Die Krüger erhielten |
jährlich 4 Taler Schankgeld und waren verpflichtet,
das Bier aus der Gusower Gutsbrauerei auszuschenken. |
Jeder Bauer musste |
jährlich 12 Weiden, |
jeder Halbbauer |
8 Weiden |
und jeder Kossät |
4 Weiden pflanzen. |
Wer Maulbeer- oder andere Bäume beschädigte, wurde
mit Staupenschlag oder Festungshaft bestraft.
Der Prediger durfte kein Brautpaar trauen, bevor es nicht wenigstens 6
Eichen und 6 Obstbäume gepflanzt hatte. |
Zwischen Johanni und Michaeli sollte jeder Bauer |
12 Sperlinge, |
jeder Kossät |
8 Sperlinge |
alle anderen Einwohner |
6 Sperlinge fangen und die Köpfe als Beweis
bei der Herrschaft abliefern |
oder je |
6 Pfennige in die Armenkasse zahlen. |
Das Rittergut Gusow umfasste insgesamt ca. 6500 Morgen, davon wurden
4207 Morgen landwirtschaftlich genutzt: 2339 Morgen Bruchland und 1868 Morgen
Höhenland. Zur Gutswirtschaft gehörten der Amtshof im Dorf sowie die
Vorwerke Karlshof und Albertinenhof ( gegr. 1746 ) im Bruch und das Sandvorwerk,
die spätere Försterei.
Der Viehbestand betrug 1784: 26 Pferde und 1 Fohlen, 447 Stück Rindvieh,
3204 Schafe, 84 Schweine und über 500 Stück Federvieh ( Gänse,
Enten, Hühner, Puten und Cappaunen ).
Üblich war die Dreifelderwirtschaft. Dadurch sollen die Blätter
größer und kräftiger werden. Das Brechen der Blätter zur
Erntezeit wird "bladen" (blatten) genannt. Die Blätter werden
auf Schnüre gezogen und zum Trocknen aufgehangen. Die Scheunen wurden dafür
speziell gebaut und mit Lüftungsklappen versehen. Bekannt war der ironische
Spruch "Platkower Deckblatt und Gusower Einlage", der auf die Qualität
des Tabaks anspielte. Es soll früher Leute gegeben haben, die sich aus
dem eigenen Tabak Zigarren drehten. Um 1938 bestand in Platkow ein Tabakbauverein.
Zur herrschaftlichen Wirtschaft gehörten eine Brennerei und eine
Brauerei auf dem Amtshof. Die Brennerei war 1785 an den Juden Isaac Salomon
für 750 Taler verpachtet. Die Brauerei lieferte im selben Jahr 960 Tonnen
Bier, das entspricht heute 109.920 Liter, die von den Bediensteten der Wirtschaft
verkonsumiert bzw. an die Krüger abgegeben wurden. Im Schlosstorhaus befand
sich eine herrschaftliche Bäckerei. Außerhalb des Dorfes gab
es eine Ziegelei, in der Mauer- und Dachsteine hergestellt wurden.
Weitere Einnahmen erzielte das Rittergut aus verschiedenen Pachten und Mieten
sowie aus in Geldform umgewandelte Fronleistungen der Untertanen. Der
Seidenfabrikant Dümler hatte in Gusow eine Maulbeerbaumplantage gepachtet.
Auf der herrschaftlichen Gehaltsliste standen der Amtmann mit 280 Talern,
der Justitiar mit 250 Talern jährlich, die Schreiber, Gärtner, der
Förster, der Feldscheer, der Brauer sowie die Knechte, Meyer, Hirten, Jungen
und Mägde, die neben ihrer geringen Vergütung zwischen 6 und 20 Talern
jährlich ein Deputat an Lebensmitteln und Brennstoffen erhielten.
Dienste und Abgaben
Die Bauern: |
170 Tage Spanndienst mit 3 Pferden sowie 68 Tage Handdienst. |
Die Gusower Kossäten: |
8 Tage Spanndienst mit 3 Pferden |
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sowie 132 Manneshandtage, |
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in der arbeitsreichen Zeit bis zur Ernte 4, sonst 2 Tage
wöchentlich. |
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Hinzu kamen Botengänge bis 4 Meilen Entfernung. |
Die Platkower Kossäten: |
8 Pflug- und 2 Eggetage, |
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2 Fuhren Getreide nach Berlin fahren, |
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132 Manneshandtage |
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sowie mehrere Botengänge. |
Halbkossäten: |
Jeweils die Hälfte der Dienste. |
Die Kleintauern: |
8- 9 Tage Spanndienst |
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sowie 52 Frauenarbeitstage. |
Für alle galt, dass für jedes 10. Fohlen oder
Kalb eine Geldabgabe zu leisten war. |
Auch ein Teil der Dienste wurde allmählich durch eine Geldleistung ersetzt.
Zu Ostern gab jeder Bauer
der Herrschaft 8, jeder Kossät 4 und jeder Halbkossät 2 Eier.
Alle Landwirte erhielten
für ihre Dienste eine Art Getreidedeputat, das so genannte "Kuhlenbrodt":
jeder Kossät 5 Scheffel
Roggen, jeder Halbkossät 2,5 Scheffel Roggen,
jeder Kleintauer 1 Scheffel
Roggen und 8 Metzen Gerste.
Bei der Getreideernte wurde den Helfern Bier ausgegeben. Die Gutsherrschaft
hatte für die Gemeinde einen Eber zu halten und vom 1. Mai ab täglich
für 4 Wochen 2 Hengste auf die Gemeindeweide zu bringen. Während das
Rittergut nur wenig Eigenpersonal und Zugvieh benötigte, fehlten den Landwirten
Zeit und Kraft für ihre eigenen Höfe, an betriebswirtschaftliche Verbesserungen
war erst gar nicht zu denken. Hinzu kamen persönliche Unfreiheiten, z.B.
brauchte man eine herrschaftliche Erlaubnis zum Heiraten, zum Wegziehen, die
Kinder mussten als Gesinde beim Gutsherrn dienen.
Napoleonische
Fremdherrschaft und Befreiungskriege
In seinem Streben nach Macht und Vorherrschaft Frankreichs überzog Napoleon
Bonaparte, der selbsternannte Kaiser der Franzosen, Europa mit Krieg. Die
Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14.10. 1806 endete mit einer schmachvollen
Niederlage für Preußen. Napoleonische Truppen besetzten das Land
und preßten die Bevölkerung aus.
Aufschluss über das Eintreffen der Franzosen in Gusow gaben Eintragungen
im Gusower Kirchenbuch, die Pfarrer Winkelmann in seiner Chronik veröffentlichte.
Am 26.10., einem Sonntag, mittags 12 Uhr, die Gemeinde war noch beim Gottesdienst
versammelt, kamen von Görlsdorf, wo ein Pikett stand, sieben Mann französische
Chasseurs, ritten zum Schlosse, griffen vier Pferde des Pächters Lietzmann
und nahmen dem Förster Kretschmar die Büchse weg. Vom Schloss begaben
sie sich zum Amt.
Dort gab ihnen der Pächter 300 Taler, um seine Pferde zu retten, die Franzosen
rückten dafür jedoch nur des Försters Büchse heraus. "Die
Franzosen sind da!" Alles verließ vor Bestürzung, Angst und
Schrecken die Kirche. In den folgenden Tagen und Nächten kam es wiederholt
zu feindlichen Übergriffen und Erpressungen. Gusow und Platkow hatten der
"Grande Armee" Heu, Hafer, Stroh und Vorspann zu liefern. Viele Wirte
sahen ihre Pferde und Wagen nie wieder. Platkow hat allein 28 Pferde und 14
Wagen eingebüßt.
Bedrückend waren die Lasten der Einquartierung von Württembergern
und Franzosen 1807 bis 1808. Müller Beling aus Platkow, der vom 7.5.
bis 15.9.1808 einen französischen Wachtmeister in Quartier hatte, bezifferte
die Kosten für die geforderte reichhaltige Verpflegung inklusive Wein,
Kaffee und Bier auf insgesamt 403 Taler, 8 Groschen und 6 Pfennige. Das Gusower
Gut hatte Lebensmittel bis zur Kommandantur nach Müncheberg zu liefern.
Während die Bevölkerung Hunger litt, beschlagnahmten die Franzosen
Korn und andere Vorräte.
Die Einschleppung der Rinderpest 1807/1809 und mehrere Missernten in
den kommenden Jahren verschlechterten die Situation zusätzlich. 1812
begann Napoleons Russlandfeldzug. Geschlagen traten die Truppen 1813
den Rückzug an, zerlumpt, von Erschöpfung und Erfrierungen gezeichnet.
In Preußen erwachte der Frühlingssturm gegen die Napoleonische Fremdherrschaft.
Allein aus Gusow zogen 135 Männer mit der Lebuser Landwehr unter Führung
von Friedrich August Ludwig von der Marwitz aus Friedersdorf ins Feld. Russische
Kosaken unterstützten die Befreiung Preußens, 1814
feierten sie auf Schloss Gusow den Geburtstag ihres Zaren. In zwei Räumen
wurde getanzt, gegessen und getrunken, halb Seelow war vertreten.
Die Bilanz nach Ende der Befreiungskriege betrug für Gusow zwischen
1806 und 1815 mindestens 100.000 Taler Kosten, aus Gusow waren 24 und aus
Platkow 7 Kriegstote zu beklagen. Den Ereignissen jener Zeit setzte Theodor
Fontane mit seinem Roman "Vor dem Sturm" ein literarisches
Denkmal. Einer seiner Hauptschauplätze ist "Schloss Guse".
Bauernbefreiung und Separation
Der mit der Dreifelderwirtschaft verbundene Flurzwang, die Streuung der
Äcker in der Gemengelage und die harten Frondienste waren Hemmnisse, die
der Weiterentwicklung und Ertragssteigerung der Landwirtschaft im Wege standen.
Der Adel lehnte Veränderungen der Agrarverfassung ab, denn er wollte auf
keinen Fall seine Machtposition verlieren.
Erst 1850 mussten noch 6 Delinquenten ihre Strafe, Festungshaft bzw. Zuchthaus,
antreten. Im Zusammenhang mit den Ereignissen erfolgte 1848 die Gründung
der Gusower Schützengilde als örtliche Schutztruppe.
Drei Kriege und ihre Opfer
Drei Kriege ebneten den Weg zu Preußischer Vorherrschaft in Deutschland
und schließlich zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871.
Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 forderte ein Todesopfer aus
Gusow, ein Platkower fiel 1866 bei Gitschin im Deutsch-Österreichischen
Krieg. Zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurden insgesamt
96 Gusower und 56 Platkower einberufen; acht Gusower und vier Platkow fielen.
40 französische Kriegsgefangene waren zur Zwangsarbeit auf dem Gusower
Gut eingesetzt.
Nach Friedensschluss 1871 pflanzte man in beiden Orten Friedenseichen
(in Gusow auf dem Wilhelmsplatz vor der Schule, in Platkow auf dem Anger).
Auf Initiative der örtlichen Kriegervereine wurden den Gefallenen aller
drei Kriege zu Ehren Kriegerdenkmäler in Form von adlerbekrönten Obelisken
errichtet. Das Gusower Denkmal befand sich an der Hauptstraße neben Katzkes
Gasthof (heutige
Kfz-Elektrowerkstatt Stahl); es überstand den Zweiten Weltkrieg; seine
Reste verschwanden 1965 beim Bau der Bushaltestelle.
Am 05.09.1897 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung des Platkower
Kriegerdenkmals auf dem Dorfanger mit anschließendem Konzert im Waldlokal
"Kurzer Arm" und abendlichem Tanz.
Schloss, Villa, Schule und Kirche, Gusow,
1899
|
Wirtschaftliche
Entwicklung im 19. Jh.
Handwerks- & Gewerbetreibende und andere
Unternehmen:
3 Bäckereien
(Koch, Studier, Kube),
3 Schuhmacher (Labs,
Hildebrandt, Meißner),
3 Schneider (Weiß,
Haster, Schulz),
2 Sattler (Buchholz,
Schröder),
2 Stellmacher (Fiddecke,
Heyer),
2 Schmiede (Christoph,
Beck),
2 Maler und Glaser
(Lämke, Pohlmann),
2 Kohlenhändler
(Körber, Wiemprecht),
2 Gemüsehändler
(Rudolph, Jänicke),
2 Friseure (Bartel,
Rohrbeck),
2 Zahnärzte
(Dehmel, Witwe. Hartmann /Gallo)
1 Baubetrieb (Kersten),
1 Steinmetz (Düring),
1 Tischlerei (Thilo),
1 Putzmacherin
(Lindner),
1 Schlosserei und
Fahrzeughandlung (Seel),
1 Korbmacher (Tornow),
1 Ofensetzer (Mühlbrett),
1 Buchbinder und
Papierwarengeschäft (Koch),
1 Drogerie- und
Papierwarengeschäft (Rabe),
1 Textil- und Manufakturwarengeschäft
(Winkelmann),
1 Elektriker (Mertins),
1 Brennerei (Gut
Gusow),
1 Mühle (Huwe/Vogelsang),
1 Hebamme (Frau
Haster),
1 Versicherungsbüro
(Wichmann),
1 Gänsemästerei
(Schäle) und |
Gusower Anzeiger, 1929 |
4
Gärtnereien (Erdmann, Fischkow, Gerhardt, Fürstlich Schönburgsche
Gärtnerei). |
Bei dieser großen Anzahl Gewerbetreibender waren viele Leistungen im Ort
erhältlich. Der Konkurrenzkampf untereinander war hart. Viele Betriebe
waren auf Landwirtschaft zur Eigenversorgung oder anderen Nebenerwerb
angewiesen.
Schmiedemeister Arnold
Christoph betrieb einen weit bekannten Landmaschinenhandel.
Eisenwaren gab es bei
Händler Pahlmann und Kissner.
3 Tankstellen standen
zur Verfügung bei Christoph, Pahlmann und Gastwirt Katzke.
Stübs hatte die
örtliche Sparkassenfiliale inne,
Kaufmann: die Post.
Sie war in den 30er
Jahren von der Hauptstraße umgezogen in die "Alte Post",
wo sie bis in die
Nachkriegszeit verblieb.
Kolonialwarenhandlung, Bocksbaum, Gusow
|
Land- und forstwirtschaftliche Besitzungen
in Platkow:
1 mit über 100 ha (von Schönburg),
9 mit 20 -100 ha,
32 mit 10 - 20 ha,
11 mit 5 - 10 ha,
70 mit 0,5 - 5 ha.
Gaststätten, Handwerk, Handel und Dienstleistungen
in Platkow:
(zusammengestellt 2003 nach Angaben aus Platkow)
2
Gaststätten (Ruschke, Elsässer),
1 Schankstube (Kaufmann
Hiller),
3 Kaufleute (Raeke,
vormals Werth, Hiller, Büttner, vormals Brandenburg),
2 Fleischereien
(Thiele, Trappe),
2 Bäckereien
(Lehmann, vormals Helle, Riegel, vormals Beyer), |
3
Schuhmacher (Schubert, Schwabe, Hartwig)
2 Stellmacher (Bache,
Bergemann),
2 Tischlereien
(Nickel, Schmidtke aus Gusow),
1 Mahl- und Schneidemühle
(Mann), |
2 Schmieden (Röper, Schlabe),
1 Buchdruckerei
(Friese),
1 Pantoffelmacher
(Liekefett),
1 Friseur (Bartel),
1 Ziegelei (Wiemprecht),
1 Waagenbauer (Büttner),
1 Schneider (Kersten),
1 Posthilfsstelle.
1927 errichtete
die Dapolin-
gesellschaft vor dem Geschäft
Hiller eine Tankstelle. |
|
Heimatkalender, Kreis Lebus,
1937
|
Amtliches Kreisblatt Nr. 25, 27.03.1912 |
Neubeginn
1945 & Entwicklung in der DDR
Der Anfang
Die Rote Armee hatte in Gusow in der heutigen Hauptstraße 53 ihre Kommandantur
eingerichtet, die für Gusow, Platkow und weitere umliegende Orte zuständig
war. Auf dem Hof der Bäckerei Studier hielt der Kommandant Major Maschkowitz
am 8.5.1945 die erste Einwohnerversammlung ab und erklärte den ca. 50 Anwesenden,
dass der Krieg vorbei sei, alle wieder an ihre Arbeit gehen und die Geschäfte
wieder öffnen sollen.Es war ein schwerer Anfang. Zunächst musste überall
für Ordnung gesorgt und gesichert werden, dass die Menschen zu essen bekamen.
Als dringendste und wichtigste Arbeiten in der Gemeinde Gusow werden
genannt:
Zusammentragen der Toten
und Bestattung in Massengräbern,
Ausdreschen der alten
Mieten,
Arbeiten auf den Feldern
und Einbringung der Ernte,
Aufräumungsarbeiten
in der Schule, im Schloss,
Holz schneiden für
die Bäckerei,
Beseitigung des alten
Kriegsgerätes.
Allmählich kehrten immer mehr Einwohner zurück, viele standen vor
einem Nichts. Sogar Wertsachen, Hausrat und Vorräte, die einige vorsorglich
vergraben hatten, waren inzwischen durch Minensucher und Plünderer aufgespürt
worden und verloren gegangen. Zusätzlich kamen unzählige Flüchtlinge
durch Gusow und Platkow. Es fehlte an allem, Hunger, Unterernährung und
Seuchen waren die Folgen. Viele Menschen starben an Typhus. Das Sterberegister
für 1945 weist mehrere hundert Tote aus.
Am 29.6.1945 traf der erste Flüchtlingstreck in Platkow ein und hoffte
auf Aufnahme. So ging es weiter, täglich zogen Hunderte durch Platkow,
kaum einer wusste wohin er sollte. Die Einwohnerzahl stieg dadurch bis 1949
auf 1348 an, davon waren ca. 450 Umsiedler.
Im Herbst 1945 erschien die Verordnung über die Bodenreform. Der
Schönburgsche Großgrundbesitz in Gusow und Platkow wurde enteignet
und an landarme Bauern, Landarbeiter und Umsiedler aufgeteilt. Auf der Grundlage
des Befehls 209 (Neubauernprogramm) der sowjetischen Militäradministration
(SMAD) setzte Bautätigkeit ein; in Gusow entstand die Siedlung, in Platkow
wurden 17 Neubauernhäuser neu und 8 Wohnhäuser bis 1954 wieder aufgebaut.
Baumaterial musste z.T. aus Trümmern gewonnen werden.
Anteil am Wiederaufbau in der Nachkriegszeit hatten z.B. die Ziegeleien
Wiemprecht, Platkow und Wilde, Gusow (Herr Wilde nahm 1946 die Dachsteinproduktion
auf) sowie die ansässigen Bau- und Zimmerbetriebe Kersten, Ehrich, Tebs,
Sydow, Witte, Dachdecker Elsholz.
Materialknappheit war kennzeichnend für diese Zeit. Der Schwarzmarkt blühte.
Viele Lebensmittel gab es auf Marken und für bestimmte Artikel und Leistungen
musste man Anträge stellen.
Antrag für Schuhsohlen, 25.11. 1946
|
Die Zuversicht
1973 begann der neue Betriebsteil des VEB Statron Fürstenwalde
in Gusow mit der Lautsprecherproduktion. Zahlreiche Arbeitsplätze wurden
hier für Rehabilitanden geschaffen, 1980 hatte Statron 78 Beschäftigte.
Wirtschaftliche Bedeutung hat seit den 60er Jahren der Kiesabbau (Entstehung
der Baggerseen).
Einige Jahre erfolgte der Torfabbau an der Eichenallee in Richtung Werbig.
In Platkow hielt ab 1967 die NVA Einzug. Im Wald entstand ein
Schießplatz und eine dazu gehörige Dienststelle. Noch 1989 schloss
man einen neuen Partnerschaftsvertrag zwischen dem Rat der Gemeinde Platkow,
der VdgB Platkow und dem NVA-Wachregiment "Hugo Eberlein" ab. Heute
nutzt die Bundeswehr, der Bundesgrenzschutz und der Zoll das Gelände.
Im Bereich des Handwerks gingen einige Betriebe den Weg in eine PGH.
Ofenbaumeister Melchert
war Mitbegründer der PGH "Ofensetzer und Fliesenleger" in Seelow.
Die Tischlerei Thilo
diente der PGH "Holz" als Produktions- und Ausbildungsstätte.
Die PGH "Modischer
Chic" unterhielt Friseursalons in Gusow und Platkow.
Kleinere Baubetriebe,
wie z.B. die Firma Ehrich in Platkow, gingen in die PGH Bau "Oderbruch"
Letschin.
Zahlreiche Geschäfte und Gaststätten gehörten zur Konsumgenossenschaft
Seelow
in Gusow:
2 Lebensmittelvkst.,
1 Fleischwarenvkst.,
1 Industriewarenvkst.,
1 Konsumgaststätte
"Zum goldenen Hahn" ;
in Platkow:
1 Lebensmittelvkst.,
1 Fleischwarenvkst.
oder zur staatlichen Handelsorganisation (HO):
Bahnhofsgaststätte Gusow und Gaststätte "Zur Linde", Platkow.
In beiden Orten gab es
Eier- und Geflügel-
sowie Gemüseaufkaufstellen,
Dienstleistungsannahmestellen,
eine Post,
in Gusow eine Arztpraxis
und
in Platkow wöchentliche
Arztsprechstunden.
Gusow hatte eine SERO-Annahmestelle
(Strohwald)
und eine BHG-Vkst. (ab
1987 in neu errichtetem Gebäude).
Die Zahl selbstständiger Geschäftsleute war bis in die 70er Jahre
immer weiter zurückgegangen (1966 in Gusow 8, in Platkow 4). Durch
Erteilung neuer Gewerbegenehmigungen stieg sie bis zum Ende der DDR wieder etwas
an.
Um 1985 bestanden in Gusow:
2 Bäckereien: Studier,
Semmler,
2 Fuhrunternehmen: Werner,
Wunderlich,
1 KFZ-Elektrowerkstatt:
Stahl,
1 Rundfunk- und Fernsehmechaniker:
Schwartz,
1 Dachdeckerbetrieb:
Wehpke
1 Plakat- und Schriftmalerei:
Schulz,
1 Schneider: Weiß,
1 Zahnarztpraxis: Jahn;
und in Platkow:
1 Reifenservice: Zeume,
1 Zimmereibetrieb: Klich.
Ab 1975 wurde in Gusow zunächst im Schloss ein Lager für Erholung
und Arbeit eingerichtet, später entstand zusätzlich auf dem Gelände
des Heldenhains eine Bungalowsiedlung. Hunderte Jugendliche leisteten während
der Ferien in meist 14-tägigen Durchgängen Hilfe bei Pflege- und Erntearbeiten
in der Landwirtschaft, die Nachmittage gehörten der organisierten oder
individuellen Freizeit.
Große Anstrengungen investierten die Platkower in den Bau des neuen gesellschaftlichen
Zentrums anstelle des ehemaligen Gasthofs Elsässer. Die VdgB-Ortsorganisation
hatte sich das Objekt ab 1984 auf ihre "Mach mit!"- Wettbewerbsfahne
geschrieben. Zur Maifeier1989 konnte die neue Gaststätte eingeweiht
werden. Das Grundstück der alten HO-Gaststätte sollte zum Dienstleistungs-
und Einkaufszentrum der Gemeinde umgestaltet werden. Das Mehrzweckgebäude
auf dem Hof nahm Gemeindebüro, Dienstleistungsannahmestelle, Post, Gemeindetreff
u.v.m. auf und wurde nach der Wende weiter intensiv von den gesellschaftlichen
Kräften im Dorf wie auch von gewerblichen Einrichtungen genutzt.
Die Wende und der Neubeginn
Viel hat sich in den Jahren seit 1990 in unseren Dörfern getan:
1990 Pilotprojekt Kita
startete in Platkow,
1990/92 Bau eines Gemeindehauses
der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Gusow,
1992/93 Bau und Gestaltung
des Spiel- und Festplatzes in Platkow,
1992 Verkauf des Gusower
Schlosses an den Berliner Architekten Peter Engelhardt,
1992/94 Bau der zentralen
Trinkwasserleitung in Gusow und Platkow,
1993 im Gusower Schloss
wird ein Zinnfigurenmuseum eröffnet,
1994 Anschluß für
beide Orte an das Telefonnetz und die Erdgasversorgung,
1995/96 Sportplatzbau
in Gusow,
1996 in die alte Gusower
Schule zieht das Projekt "Horizont" ein,
1996 Gusow erreicht den
2. Platz im Kreiswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden",
1997 Pilotprojekt mit
EU-Sozialpraktikanten für Jugendarbeit beginnt in Platkow,
2000 neues Dach für
die Gusower Kirche,
2000/01 Bau der Abwasserentsorgung
in Gusow,
2001 Umbau der Gusower
Schule zu Kita und Bürgerhaus,
2002 neues Bürgerzentrum
in Platkow eingeweiht,
2003 Wiederindienststellung
der Gusower Kirche,
2003/04 Bau des Radweges
von Seelow nach Gusow.
Platkower Kurve, 1996
|
Pumpenhaus, Gemeindebüro, Gusow, 2001
|
Sicherlich blieb manches im Rahmen dieser kurzen Aufstellung unerwähnt.
Zahlreiche Straßen und Bürgersteige inkl. Beleuchtung wurden erneuert
bzw. neu gebaut.
2002 begannen umfassende Sanierungsarbeiten an den kommunalen Gusower Wohnhäusern.
Neue Eigenheime entstanden.
Viele Bürger tragen mit ihrer fleißigen Arbeit und Pflege an ihren
Grundstücken zu einem schöneren Ortsbild
und zu einer lebenswerten Heimatgemeinde bei.
Schulzen, Gemeindevorsteher
und Bürgermeister
Chronologische Auflistung der Amtsträger
Gusow |
um 1712 |
Georg Hecht, |
" |
vor 1720 - nach 1731 |
Georg Hecht, Sohn des Vorigen, |
" |
vor 1733 - nach 1748 |
Andreas Kauel, |
" |
um 1769 |
Erdmann Hensch, |
" |
um 1784/85 |
Stech, |
" |
um 1813/15 |
Gottfried Grabert, Kossät, |
" |
um 1833 |
Wensicke, |
" |
vor 1874 - 1892 |
Ludwig Friese, Kleintauer, |
" |
1892 - 1919 |
August Rabe, Handelsmann, |
" |
1919 - 1936 |
Wilhelm Brust, Kleintauer, |
" |
1936 - 1937 |
Walter Müller, Bäcker, Postverwalter, |
" |
1937 - 1945 |
Arnold Brust, Landwirt,
|
nach dem Neubeginn 1945 |
Mai 1945 (14 Tage) |
Otto Meißner, Arbeiter, |
" |
1945 ( zwei Monate ) |
Richard Meißner, Arbeiter, |
" |
1945 - 1946 |
Ernst Rudolf, Gemüsehändler, |
50er |
1947 - 1951 |
Paul Machulla, |
" |
1951 - 1954 |
Kurt Ziehm, |
60er |
1954 - 1961 |
Willi Zastrow, |
" |
1961 |
Waldemar Brödnow, Gärtner, |
" |
1962 - 1963 |
Heinz Richter, |
" |
1963 - 1969 |
Hans-Joachim Schröder, |
70er |
1969 - 1979 |
Hans Wehpke, |
80er |
1979 - 1983 |
Otto Schulz, |
bis Wende / ab 90er Jahre |
1983 - 1993 |
Dietmar Müller |
" |
1993 - 1997 |
Doris Lenz, |
... |
.... |
... |
Hauptstraße, Gusow, 2001
|
Von Mühlen
und Bäckereien in Gusow und Platkow
Vom
Korn zum Brot
"Brot ist der Stab des Lebens." Seit Jahrtausenden gehört Brot
zu unseren wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Aus den wesentlichen Tätigkeiten,
der Mehlherstellung und der Zubereitung des Brotes, entstanden in geschichtlicher
Zeit die Berufe des Müllers und Bäckers.Ursprünglich wurde in
Handarbeit das Korn in Reibemühlen zu Mehl verrieben. Seit dem Mittelalter
kennt man in unserer Gegend Wasser- und Windmühlen. Zahlreiche Festlegungen
bestimmten den Mühlenbetrieb.
Für die Bauern herrschte bis zur Einführung der Gewerbefreiheit
im Jahre 1811 Mahlzwang, d.h. sie mussten ihr Korn in einer bestimmten Mühle
mahlen lassen. Die Mühlen gehörten meist der Grundherrschaft und waren
an Mühlenmeister in Pacht bzw. Erbpacht gegeben.
Wassermühlen
Das Platkower Mühlenfließ verdankt seinen Namen den früher
zahlreichen mit Wasserkraft angetriebenen Mühlen an seinem Lauf. Auf Gusower
Gebiet lag die Vogelsangmühle. Sie wurde das erste Mal 1380
erwähnt. 1624 hatte die Mühle zwei Räder. Vermutlich wurde
sie im 30-jährigen Krieg zerstört, denn 1654 hieß es:
"Wassermühle mit Mühlengebäude, Wohnhaus, Scheune, Ställe
und Mühlenbett ganz eingegangen und nichts als eine ledige wüste Stelle."
1666 ist die Vogelsangmühle wieder in Betrieb. Zwischen 1672
und 1755 wird die Müllerfamilie Raabe erwähnt. Müller
Stendicke hatte 1785 jährlich vier Wispel und zwei Scheffel
Roggen sowie 400 Taler als Mühlenpacht an die Herrschaft zu entrichten.
Ende des 19. Jh. gehörte die Mühle der Familie Huwe,
die sie bis zu ihrer Zerstörung bei Kriegsende 1945 betrieb. Hinter dichtem
Gebüsch versteckt liegen heute ihre Ruinen.
Weiter flussabwärts lag die Platkower Wassermühle. Schriftliche
Quellen führen bis 1624 zurück. Sie hatte damals ein Rad, und
war 1654 in Betrieb. Erwähnt werden 1664 Müllermeister
Werfphul, 1684 Meister Hans Többicke, 1710 Erbmüllermeister
Michael Pahlow (vermutlich ein Schwiegersohn Többickes). Die Pahlows
betrieben die Platkower Mühle über mehrere Generationen. 1743
verunglückte ein Lehrjunge tödlich, als er in das Mühlgetriebe
geriet. 1745 hat die Mühle bereits zwei Mahlgänge und einen
Schneidegang.
Im 19. Jahrhundert scheinen die Inhaber mehrfach gewechselt zu haben, sie wird
immer wieder zur Pacht ausgeschrieben. Um 1850 gab es in Platkow eine
Ölmühle Griesert. Vor 1870 kam der Mühlenmeister
Wilhelm Götze (geboren 1819 in der Alten Mühle bei Buckow) aus
Worin nach Platkow, der den Betrieb erst pachtete und später von der Gusower
Herrschaft kaufte. Unter seinem Schwiegersohn Emil Pfefferkorn erfolgte
der Ausbau zur modernen Dampfmühle. Sie bestand aus einem dreistöckigen
Mühlengebäude und einem Sägewerk mit zwei Gattern. Der weithin
sichtbare Schornstein hatte eine Höhe von 28 m.
Zur Leistungspalette gehörten neben dem Mahl- und Schneidegang eine Brotbäckerei
und ein Baustoffhandel. Pfefferkorn war auch als Bauunternehmer tätig,
zum Beispiel führte er das neue Postgebäude in der Gusower Hauptstraße
aus (um 1912).
Sohn Hans Pfefferkorn erlernte ebenfalls den Müllerberuf. Er fiel 18-jährig
als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg. Schwiegersohn Otto Mann übernahm
später den Betrieb.
Die Fürstlich Schönburgische
Zuckerfabrik
Im 19. Jh. blühte im Oderbruch ein neuer Wirtschaftszweig auf, die
Rübenzuckerherstellung. Erfolgreiche Forschungen und Züchtungsergebnisse
ließen gewinnbringende Geschäfte beim Zuckerrübenanbau und bei
der Rübenzuckerfabrikation erwarten. Zudem gab es hier neben geeigneten
Anbaubedingungen positive Wechselwirkungen zur gesamten Landwirtschaft.
J. G. Koppe errichtete 1837 / 1838 in Kienitz die erste Zuckerfabrik,
in kurzer Zeit entstanden 18 Fabriken im Bruch.
1851 wurde in der Nähe der Gusower Ziegelei außerhalb des Dorfes
die Fürstlich Schönburgische Zuckerfabrik auf einem Grundstück
von fünf Morgen erbaut. 1883 standen bereits vier Kessel unter Dampf.
Da die Rübenkampagne ein Saisongeschäft war, fanden viele Gusower
und Platkower Männer hier in den Wintermonaten Beschäftigung. Bei
zunehmender Konkurrenz konnten aber auf lange Sicht nur die effektivsten, leistungsfähigsten
Fabriken überleben.
Für Gusow zeichnete sich nach über 50 Jahren 1908 das "Aus"
ab. In dieser Situation übernahm ein Herr Lempp aus Berlin die
Zuckerfabrik mit hochtrabenden Plänen. Er wollte den Betrieb erweitern,
ein Anschlussgleis vom Bahnhof Gusow zur Zuckerfabrik, sowie eine Verladestation
am Groß Neuendorfer Hafen bauen. Außerdem sollte "Elektrizität
zu Beleuchtungszwecken" für Gusow, Platkow und weitere Dörfer
erzeugt werden. Das Vorhaben sollte in Partnerschaft mit den Siemens-Werken
durchgeführt werden. Doch aus alledem wurde nichts. Einige Rübenlieferanten
blieben im Herbst 1908 sogar auf gefälschten Wechseln des Herrn Lempp sitzen.
Ob danach noch eine andere Nutzung statt fand und wann die Fabrikgebäude
abgetragen wurden, ist nicht bekannt. Einige Jahre betrieb die Familie Budde
auf dem Gelände eine Käserei. Heute erinnert nur noch der Name "Alte
Zuckerfabrik" an dieses Kapitel der Geschichte.
Herrschaftliche
Bedienstete in der Zuckerfabrik im Jahre 1885:
Dirigierender
Direktor Schröter,
Betriebsdirektor
Grüntzer,
Buchhalter
Kroppenstädt,
Maschinenmeister
Lüben,
Portier Breitenbach
Amtsbezirk und Standesamt Gusow
Mit der Kreisordnung von 1872 entstanden neue Verwaltungsstrukturen.
Die bis dahin geltende gutsherrliche Polizeigewalt wurde aufgehoben und ging
an den Staat über.
Der Amtsbezirk Gusow umfasste:
1. Gut Gusow
a)
mit Familienhof,
b)
Vorwerk Carlshof,
c)
Albertinenhof,
d)
Zuckerfabrik,
e)
Ziegelei,
f)
Oberförsterei, .
g)
Falkenbergsches Etablissement, sowie der Bahnhof Gusow;.
2. Gemeinde Gusow mit Wassermühle
Vogelsang, .
3. Gut Platkow;
.
4. Gemeinde Platkow mit Paschenbrück.
Erster Amtsvorsteher wurde bezeichnenderweise Gutsbesitzer Graf Richard
Clemens von Schönburg-Glauchau.
Gemeinde- und Gutsbezirke wurden erst 1928 vereinigt.
Am 1.10.1874 erhielt Gusow ein Standesamt, dessen Bezirk dem Amtsbezirk Gusow
entsprach.
Das Dienstlokal wurde zuerst im Rentamt eingerichtet, später wechselte
es mehrfach mit dem ehrenamtlichen Amtsinhaber.
Standesbeamte waren:
1.
|
Wilhelm Wallbaum, Rentamtmann, |
1874- 1881, |
2.
|
Adolf Lenius, Rentamtmann, |
1881- 1923, |
3.
|
Richard Karg, Lagerverwalter, |
1923- 1947, |
4.
|
Tornow, Korbmachermstr, |
1947, |
5.
|
Max Studier, Bäckermeister, |
1947- 1955, |
Beim Standesbeamten Studier mussten die Brautleute erst durch den Bäckerladen,
um in den Stand der Ehe eintreten zu können. Die gute Stube wurde zum Amtszimmer
und der Standesbeamte tauschte schnell die weiße Bäckerschürze
gegen Anzug und Krawatte.
Siegel des Amtmanns in Gusow, 1879
|
Siegel des Standesbeamten, 1900
|
Angesichts heutiger Geburtenzahlen kann man sich kaum vorstellen, dass im
Jahre 1876 im Standesamtsbezirk Gusow 160 Kinder geboren wurden. Damals
hatten Gusow und Platkow die höchste Einwohnerzahl in der Geschichte, zusammen
weit über 3000 Menschen. Die Kindersterblichkeit war sehr hoch, ca. 60%
aller Gestorbenen Ende des 19. Jahrhunderts waren Kinder im Alter bis 15 Jahren.
Nach 1955 übernahm Fräulein Martha Riedel von der Gemeindeverwaltung
die standesamtlichen Aufgaben, bis der Gusower Standesamtsbezirk dem Seelower
angegliedert wurde (Schrittweise bis 1964).
Feuersbrünste
Mehrmals hatten die Einwohner unserer Dörfer unter Brandkatastrophen zu
leiden. Große Brände gab es z. B. 1817, 1820, 1821, 1822 und 1863.
Im Jahre 1817 brannte es kurz nach Pfingsten. Ein Rohrhaufen nahe der Scheune
des Kossäten Hecht hatte sich entzündet und löste ein heftiges
Feuer aus, das weitere sechs Gehöfte vernichtete. Die betroffenen Kossäten
Hoffmann, Hecht, Ch. Kaul, Baerbock, Kranz und Fröhlichshausen entschlossen
sich, die neuen Möglichkeiten der Separation zu nutzen und ihre Gehöfte
außerhalb des Dorfes wieder aufzubauen. Am 19. Juni 1821 erfasste ein
großes Feuer sämtliche Häuser auf dem Gusower Sandberg. Bei
Sturmwind griff das Feuer auch auf die Gehöfte auf der gegenüber-liegenden
Seite, das Spittel und den Sandkrug über. Bereits wenige Wochen danach
entstand in der Nacht vom 5. zum 6.Juli 1821 ein noch größeres Feuer
bei dem Kossäten Sommer. Der Sturmwind war so heftig, dass nach einer Stunde
die ganze Reihe Häuser bis zum Amt und von dort der ganze Kietz erfasst
waren. Auch die Wirtschaftsgebäude der Pfarre und der Giebel des Pfarrhauses
brannten.
Über Platkow berichtet das Kirchenbuch von großen Feuersbrünsten
in den Jahren 1822 und 1823. Das Dorf bestand nur aus einer Straße
mit Fachwerkhäusern, die mit Stroh und Rohr gedeckt waren. Vom Westen des
Dorfes beginnend brannten bei Westwind 1822 die Häuser auf der einen
Straßenseite nieder. Im Jahre 1823 erfasste ein Feuer die ganze
andere Straßenseite. Nur Kirche und Schule blieben erhalten. Beim Wiederaufbau
der Gehöfte wurde die alte Sitte aufgegeben, das Wohnhaus mit dem Giebel
zur Straße und mit Ställen und Futterräumen vereinigt zu errichten.
Es entstanden Häuser, die mit der Front zur Straße standen; die Stallgebäude
wurden extra errichtet.
In Gusow brach 1863, wie das Kirchenbuch berichtet, ein Feuer aus, als
viele Einwohner nach Diedersdorf gegangen waren, um sich dort das große
Manöver anzusehen. Wieder war der Sandberg erfasst, vier Scheunen und einige
Ställe brannten nieder. Das Übergreifen auf die Wohnhäuser konnte
durch das Eingreifen von Pionieren, die Prinz Friedrich Karl herbeorderte,
verhindert werden. Der Sandberg hat im Laufe der Geschichte eigentlich viel
über sich ergehen lassen müssen; noch mehrmals brannten Ställe
oder Scheunen.
Am 3. 6.1908 brannte auf dem Grundstück des Mühlenbesitzers
und Bauunternehmers Pfefferkorn (später Sägewerk Mann in Platkow)
ein Magazin, in dem sich das Kontor und die Wohnung des Buchhalters befanden,
nieder; der gesamte Inhalt des Speichers verbrannte. Ein Teil der Sachen des
Buchhalters und die Kontoreinrichtung konnten gerettet werden. Bei einem Sommergewitter
1931 traf ein Blitz die zum Gut Neuhof gehörende große Feldscheune.
Die Ernte von 85 Hektar Getreide, 1.500 Zentner Stroh und zahlreiche Maschinen
verbrannten.
1942 hatten spielende Kinder auf dem Karlshof einen Brand verursacht, der
den Kuh- und Pferdestall vernichtete. Bei den Kampfhandlungen 1945 wurden
alle Gehöfte, außer dem von Richard Schüler, zerstört.
Ausgerechnet auf diesem Grundstück brannte es 1983; die Scheune
wurde ein Opfer der Flammen.
Nach der Gründung der Freiwilligen Feuerwehren wurde die Lage sicherer.
Brände konnten rechtzeitig bekämpft und größere Schäden
verhindert werden.
Die Kirchen
|
Schweren Herzens entschloss sich die Kirchengemeinde zur Aufgabe des
Kirchengrundstückes, nachdem die Kirche selber schon baupolizeilich
gesperrt worden war und an einen Wiederaufbau niemand denken konnte.
Sprengung der Kirche, Platkow, 1974
|
Am 24. September 1974
wurde die Kirche insgesamt
durch Angehörige der Nationalen
Volksarmee gesprengt und beräumt.
|
|
Nach schwierigen Verhandlungen mit den zuständigen Behörden konnte
dann in der Letschiner Straße ein Gemeindehaus gebaut werden; wiederum
mit tatkräftiger Hilfe von Gemeindemitgliedern vor Ort und Menschen aus
dem Kirchenkreis.
Am 4. Advent 1975 konnte das Gemeindehaus unter großer Beteiligung des
Ortes wie des Kirchenkreises durch Bischoff Schönherr eröffnet werden.
Der 1949 gegründete Posaunenchor umrahmte den feierlichen Akt musikalisch.
Notwendig gewordene Sanierungsarbeiten am Gebäude wegen Absenkungen im
Erdreich, verbunden mit dem Einbau einer neuen Gasheizung und Modernisierung
des Sanitär- wie Küchenbereiches 1995, erfüllen sich auf
erfreuliche Weise die Erwartungen an die Bedürfnisse der Kirchengemeinde.
Die Anlegung eines neuen Gehweges auf dem Friedhof und insbesondere der
Erweiterungsbau der Friedhofshalle 2001 tragen zu einem würdigen
Erscheinungsbild des Geländes bei. Die Unterstützung kommunaler Kräfte
bei der Pflege des Friedhofs ist dabei eine wesentliche Hilfe, was die Kirchengemeinde
zu Dank veranlasst. Nach Anhörung der Gemeindekirchenräte Gusow und
Platkow, sowie des zuständigen Kreiskirchenrates des Kirchenkreises Oderbruch
hat das Evangelische Konsistorium der Landeskirche Berlin-Brandenburg zum 1.
Mai 1999 die bis dahin eigenständigen Kirchengemeinden Gusow
und Platkow vereinigt. Bei Eintritt des derzeitigen Pfarrers in den vorzeitigen
Ruhestand ist vorgesehen, die Pfarrstelle Gusow zu schließen und die Kirchengemeinde
Gusow-Platkow dem Pfarrsprengel Neuhardenberg anzugliedern.
Die Bildungsoffensive
Die Schulen
In Platkow wurde in den ersten Jahren nach dem Krieg Schichtunterricht
erteilt, da die Räume nicht ausreichten. Herr Holländer unterrichtete
am Vormittag die Klassen 5 bis 8 und am Nachmittag die 1. und 2. Klasse. Ab
1946 stand dann ein weiterer Klassenraum zur Verfügung. Nun kam ein dritter
Lehrer an die Schule, Hans-Joachim Eichhorst. Er hatte in Eberswalde einen
achtmonatigen Neulehrerkurs besucht und begann hier in Platkow seine Lehrerlaufbahn.
Als der damalige Schulleiter, Herr Holländer, 1947 seines Amtes als Schulleiter
enthoben wurde, setzte die Kreisbehörde Herrn Eichhorst als Leiter ein.
Viele Schülergenerationen sprechen heute noch voller Hochachtung von
diesem Lehrer. 1947 erhielt die Platkower Schule mit Herrn Falke einen dritten
Lehrer.
Notwendiges Mobiliar fehlte auch hier, die Öfen waren nicht beheizbar,
als Ersatz für Schultafeln wurde der Schiefer vom Kirchendach verwandt.
Herr Holländer und Fräulein Rosemarie Moritz, heute Frau Eichhorst,
waren die ersten Lehrkräfte nach dem Kriege. Letztere, damals erst 19
Jahre alt, ohne jegliche pädagogische Ausbildung, hatte sich auf Anraten
und Drängen des damaligen Bürgermeisters und auch des Schulleiters
beim Kreis um diese zweite Lehrerstelle beworben.
So wurde sie dann auch für die 3. und 4. Klasse, die nachmittags unterrichtet
wurde, als Lehrkraft eingesetzt und begann neben der täglichen Unterrichtsarbeit
die Ausbildung als Lehrerin. Viele Generationen von Schülern hat Frau
Eichhorst in der Folgezeit unterrichtet, ehe sie 1986 in Rente ging.
Ab 1950 begann der schrittweise Aufbau von Zentralschulen, so
auch in Gusow. Infolgedessen wurden die Platkower Schüler der 7. und
8. Klasse nun auch in Gusow unterrichtet, ab dem 1.9.1952 dann auch die Schüler
der 5. und 6. Klasse. Durch den Umbau der Lehrerwohnungen zu Klassenräumen,
den Ausbau eines Teils des Bodens zu einem weiteren Klassenraum, die Einrichtung
eines Werkraumes im anliegenden Stallgebäude sowie den 1961 errichteten
Schulanbau mit vier großen Klassenräumen und einer Schulküche
waren die Voraussetzungen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung der
Schule gegeben. Annähernd 300 Kinder aus Gusow und Platkow konnten hier
unter recht günstigen Bedingungen unterrichtet werden.
Der langjährige Direktor Konrad Nühse (von 1952 -1975), heute noch
in Gusow wohnhaft, sowie sein Stellvertreter Hans-Joachim Eichhorst (von 1953
bis zu seinem Tode 1987) haben an dieser erfolgreichen Aufbauarbeit einen
entscheidenden Anteil. Wie schwer der weitere Ausbau der Schule Gusow zu einer
zehnklassigen polytechnischen Oberschule war, geht aus einer Niederschrift
der Arbeitsgemeinschaft "Junge Historiker" aus dem Jahre 1979 hervor.
Hier schrieben die Schüler:
"1958 wurde von der Volkskammer ein Gesetz beschlossen, in dem
es lautet, dass für alle Kinder die zehnklassige Schulpflicht
eingeführt wird. In Gusow fehlten dafür Unterrichtsräume. Deshalb
wurde von Herrn Nühse (damaliger Direktor) und dem damaligen Bürgermeister
Herrn Zastrow der Vorschlag unterbreitet, einen Schulanbau zu errichten.
Doch Geld war nicht vorhanden. In einer Elternversammlung erklärten sich
viele Eltern und Lehrer bereit, nach Feierabend und an den Wochenenden kostenlos
mitzuhelfen." Das Gebäude sollte zuerst nicht unterkellert werden.
Erst während der Bauarbeiten wurde aufgrund des abschüssigen Geländes
der halbe Bau unterkellert.
Das modernisierte alte Schulgebäude wurde ab dem 1.9.1985
Heimstatt für die Klassen 1 bis 4. Bis zum Schuljahr 1989/90 blieb Gusow
eine zehnklassige Oberschule. In Folge der Strukturveränderungen nach
1990 blieb in Gusow zunächst noch eine Grundschule bestehen.
In den nachfolgenden Jahren verringerte sich die Schülerzahl. (1995: 137
Schüler, 1996/97: 129 Schüler, 1997/98: 118 Schüler, 1998/99:
99 Schüler). Ab dem Schuljahr 1998/99 waren es so wenig Einschulungen,
dass die Gusower und Platkower Erstklässler in Neuhardenberg eingeschult
wurden. Ab dem Schuljahr 1999/2000 war die Gusower Grundschule Filiale
der Neuhardenberger Grundschule, ehe sie im Juli 2000 ganz geschlossen
wurde.
Nachfolgende
Lehrer wirkten seit dem 1.10. 1945 an der Gusower Schule als Direktoren bzw.
Schulleiter:
Splettstößer,
Eva (1945-1948),
Knispel,
Horst (1948-1951),
Schmidt,
Gerhard (1951-1952),
Nühse,
Konrad (1952-1975),
Schulz,
Erika (1975-1983),
Hempel,
Christine (1983-1985),
Werner,
Lutz (1985-1991 ) und
Schlabe,
Ilse (1991-1999).
Von der Kleinkinderschule
zur KiTa
Teil der Schule war bis zur Wende auch der Schulhort, der im September
1958 im linken Flügel des Schlosses für ca. 30 Kinder eröffnet
wurde, später ständig erweitert werden musste, so dass letztendlich
ca. 100 Kinder der Klassen 1. bis 4. betreut werden konnten. Bis 1977
konnten die Platkower Schüler in ihrem Heimatort den Hort besuchen.
Die beiden langjährigen Hortleiterinnen, Frau Inge Isler in Gusow und Frau
Waltraud Küster in Platkow, erwarben sich große Verdienste durch
eine niveauvolle und abwechslungsreiche Gestaltung des Hortlebens. Durch den
Umzug des Hortes aus
dem Schloss in die modernisierten Räume der alten Schule verbesserten sich
die materiellen Bedingungen sehr. Mit der Neustrukturierung des Bildungswesens
nach 1990 wurden die Horte inhaltlich und organisatorisch aus den Schulen
herausgelöst und den Kommunen zugeordnet, später dann mit den Kindergärten
und den Kinderkrippen zu KiTas vereinigt. In Gusow erfolgte dieser Zusammenschluss
1995.
Eine lange Tradition hat die Betreuung der Vorschulkinder in beiden Orten:
Von der Kleinkinderschule zum Ende des 19. Jh., über den Kindergarten
während des Krieges in der heutigen Breitscheidstraße, der Übergangslösung
der Kinderbetreuung in der Gaststätte, dann im ehemaligen Schützenhaus
bis zum Bau eines neuen Kindergartengebäudes im Jahre 1951 in
der Thälmannstraße, erfolgte eine stete Aufwärtsentwicklung.
Bis zum Jahre 1951 war der Kindergarten in Gusow nur im Sommer geöffnet,
zum Mittagessen gingen die Kinder nach Haus.
Mit der Eröffnung des neuen Hauses und dem späteren Anbau in den
60er Jahren verbesserten sich die Bedingungen für eine ganztägige
Betreuung der Vorschulkinder entscheidend.
Die ständige Bereitstellung von finanziellen Mitteln ermöglichte die
immer bessere Ausstattung mit Mobiliar, Wäsche, Spielzeug und Beschäftigungsmaterial.
Durch den Einsatz gut ausgebildeter Erzieher war eine wertvolle, abwechslungsreiche
Arbeit mit den Kindern möglich, so dass diese mit guten Voraussetzungen
ihren Schulstart beginnen konnten. Zur Geschichte des Kindergartens gehören
auch unbedingt die langjährig tätige Kollegin Lieselotte Block und
die Küchenfrau Ella Meißner.
Die Kinder bis zu drei Jahren wurden ab dem Jahre 1953 in der Kinderkrippe
betreut. Diese befand sich bis 1991 in einem früher zur Schlossgärtnerei
gehörenden Gebäude am Ende des sogenannten Eselsganges. Im Jahre 1991
erfolgte die bauliche Umgestaltung des bisherigen Kindergartengebäudes,
um die Voraussetzungen für die Aufnahme der Krippenkinder zu schaffen und
damit für die Errichtung einer KiTa. 120. 000 DM waren in die Modernisierung
geflossen.
Am 22. August 1991 erfolgte dann der Einzug in die neu gestalteten Räume.
56 Kinder, davon 16 im Krippenalter, konnten hier nun betreut werden. Leiterin
war weiterhin Frau Hildegard Dürotin. Ab August 1995 wurden auch
die Hortkinder in die Einrichtung integriert, so dass ab dieser
Zeit in Gusow nur noch eine Kindereinrichtung existierte.
Durch die Zusammenlegung der Orte Gusow und Platkow zu einer Gemeinde ergab
sich immer zwingender auch die Zusammenlegung beider Kindereinrichtungen, zumal
sich die Anzahl der Kinder immer mehr reduzierte. So wurden ab Sommer 2000
die Gusower Kinder in der Platkower Einrichtung betreut. Gleichzeitig begann
der Umbau der ehemaligen Schule.
Die Vereine
SV Preußen Gusow e. V.
Zur gegenwärtigen Sportvereinigung "SV Preußen Gusow e.V.",
die im Frühjahr 1992 gegründet wurde, gehören 71 Mitglieder.
Sie sind in nachfolgenden Sektionen aktiv: in zwei sich im Spielbetrieb befindenden
Fußball-Mannschaften, einer Volleyball-Mannschaft und zwei Tischtennis-Mannschaften.
Erster Vorsitzender der Sportvereinigung ist J. Krebs.
Seit Juni 1996 verfügen die Sportler über ein richtiges Sportparadies,
gemessen an den vorjährigen Voraussetzungen. In diesem Jahr wurde der Gemeinde
der neue Sportplatz am Baggersee übergeben. Rund 400.000 DM hat sich die
Gemeinde die neue Anlage kosten lassen. Nach über dreißig Jahren
endete damit die Sportära im Park, in dem damals in ehrenamtlicher Aufbauarbeit
ein Platz in die Parklandschaft gesetzt wurde. Während der Platz Bestand
hatte, hieß es für die Sportler mit ihren Umkleidekabinen mehrmals
umziehen, u. a. zweimal innerhalb des Schlosses und zuletzt hatte man in den
Räumen der alten Kinderkrippe Quartier bezogen. Immer war es ein Provisorium.
Um so glücklicher waren nun vor allem die Sportler, als die Firma "Haniel
Baustoffe" das ehemalige Verwaltungsgebäude als neues Sportlerheim
anbot.
In vielen Stunden haben es die Sportler aufgemöbelt. Dass das Schmuckstück
mit Umkleideräumen, moderner Dusche und einem schicken Vereinsraum entstehen
konnte, ist fast ausnahmslos Verdienst der Sportler selbst. Viele Firmen sponserten
das Material, doch die auszuführenden Arbeiten wurden selbst übernommen.
Mit einem jährlichen Sportfest für das ganze Dorf, jeweils im Juni,
gestaltet der SV einen schönen Höhepunkt. Neben dieser Sportvereinigung
gibt es in beiden Orten weitere Möglichkeiten, regelmäßig Sport
zu treiben. Die Frauen beider Orte schaffen sich in zwei Senioren-Sportgruppen
und zwei Frauensportgruppen. Zwölf Platkower Frauen treffen sich jeweils
am Montagnachmittag zu ihrer Gymnastik.
Das anschließende gemütliche Beisammensein fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl
und das allgemeine Wohlbefinden der Frauen. Träger dieser Veranstaltungen
ist die Volkssolidarität.
Die Seniorensportgruppe Gusow
Seit Februar 1992 gibt es die Seniorensportgruppe Gusow unter Leitung der inzwischen
verstorbenen Frau Rosemarie Werner . Jeweils mittwochs kommen die siebzehn in
die Turnhalle, um hier ihren Sport zu treiben. Neben dieser sportlichen Betätigung
kann diese Gruppe auf eine abwechslungsreiche, gemeinsame Freizeitgestaltung
zurückblicken. Bei der Gestaltung gesellschaftlicher Höhepunkte im
Dorf ist auf die Frauen stets Verlass. Ihrer rührigen Leiterin gebührt
insbesondere die Anerkennung für die Vorbereitung und Durchführung
der Senioren-Weihnachtsfeier für beide Ortsteile, für die sie sich
seit Jahren verantwortlich fühlt.
Die Frauensportgruppe Gusow
Seit 1974 besteht die Frauensportgruppe unter Leitung von Marianne Manthey.
Regelmäßig treffen sich 18 Frauen aus beiden Orten zu ihrem wöchentlichen
Sport. Dass diese Gruppe in Kürze ihr 30jähriges Bestehen feiert,
ist besonders ihrer aktiven Leiterin zu verdanken,die die Frauen immer wieder
motiviert und durch ihr Können bei der Stange hält. Deshalb ist es
kein Wunder, dass die Frauensportgruppe im Laufe der Jahre eine verschworene
Truppe wurde, deren Gemeinsamkeit nicht nur der wöchentliche Sport ist.
Sie haben es geschafft, ihre Familien in eine gemeinsame, sehr vielfältig
gestaltete Freizeit einzubeziehen. Das beweisen gemeinsam durchgeführte
Wanderungen, Fahrradtouren, Wochenendfahrten, Kegel-Wettbewerbe, Volleyball-Abende,
gelungene, niveauvolle Vereinsfeiern und vieles mehr. Bei Höhepunkten im
Ort wirken sie aktiv mit und haben sich durch ihre kontinuierliche Arbeit Anerkennung
erworben.
Der Anglerverein "Fröhlicher
Hecht" Gusow-Platkow e.V.
Der Anglerverein Gusow-Platkow ist seit 1996 als selbstständiger Verein
tätig. Seine Traditionen gehen auf den 1956 gegründeten Anglerverein,
der Mitglied im DAV war, zurück. Zum ersten Vorsitzenden wurde damals Kurt
Butschke gewählt, Horst Jänicke wurde für das Amt des Hauptkassierers
verpflichtet.
Das
Schloss Gusow ab 1992
(Quelle: Heidemarie
und Peter Engelhardt)
Als wir im Februar 1993 das Schloss übernahmen, befand es sich in einem
ausgesprochen beklagenswerten Zustand. Es fehlte der Putz auf der Fassade und
es gab keine Regenrinnen oder Fallrohre, so dass jahrzehntelang die Feuchtigkeit
in das Gemäuer eindringen konnte. Durch die zeitweise unsachgemäße
Nutzung u.a. als Getreide- und Düngemittelspeicher waren armdicke Senkungsrisse
entstanden und statt einiger Fenster waren Türen eingesetzt, durch die
man ins Innere gelangen oder an die man Transportbänder anstellen konnte.
Die beiden Rundtürme hatten sich vom Baukörper gelöst, der Uhrenturm,
der keine Uhr mehr besaß, wurde nur durch morsche und holzbockbefallene
Träger gestützt. Die Nässe, die durch das undichte Dach eingedrungen
war, hatte die Balkenköpfe der oberen Etage angegriffen, so dass mehrere
8,30 m lange Balken neu eingezogen werden mussten. Die Grabenmauer war in Teilen
eingestürzt, die historische Brücke war gesperrt. An ihre Stelle war
Anfang der 70er Jahre eine hölzerne Notbrücke gebaut worden. Die zerfallenen
Bastionen gaben dem Gelände keinen Halt mehr. Im Innern waren tragende
Wände herausgerissen, der Deckenstuck zum großen Teil entfernt und
Wandtäfelungen, die der Lagerung von losem Getreide und Düngemitteln
ebenso zum Opfer gefallen sind wie das herrlich intarsierte Parkett im gesamten
unteren Bereich, herausgerissen worden; Flügeltüren waren zugemauert
oder vernagelt, die Fensterläden im gesamten unteren Bereich waren entfernt.
Der Park ließ seine einstige Schönheit nur noch erahnen, im Gartenparterre
wurde Fußball gespielt, es waren riesige Betonlichtmasten errichtet worden,
dazu eine Betontanzfläche und ein Pavillon für Darbietungen. Ansonsten
waren die Spazierwege zugewachsen und die Wasserläufe mit Hausmüll
und Bauschutt vielfach zugeschüttet. Wir wurden vom Denkmalpfleger verpflichtet,
ein Parkgutachten anfertigen zu lassen. Mit viel Tatkraft und der Motivation,
etwas zu bewegen, wurde noch im Februar 1993 damit begonnen, einzelne Räume
notdürftig herzurichten und die Elektrik und sanitären Einrichtungen
benutzbar zu machen. Viel weiße Farbe wurde benötigt, um die geblümten
Tapeten zu überstreichen, Teppichboden musste her, um das Linoleum zu bedecken,
dicke Übergardinen wurden gebraucht, um die Kälte fernzuhalten, und
viel Scheuermittel, um den braunen Wasserstein zu entfernen.
Im Frühjahr 1993 freuten wir uns dann über den Anschluss an die zentrale
Wasserversorgung und das Telefonnetz. Mit steigenden Außentemperaturen
konnte die elendige Heizerei von damals sieben Öfen, die allerdings ihren
Dienst gut versahen, beendet und die ersten dringenden Erhaltungsmaßnahmen
begonnen werden. Der Denkmalpfleger, der seit Anfang der 70er Jahre die Hand
auf Schloss Gusow hatte und sich nach der Wende seiner Funktion erinnerte, ließ
ein kostspieliges Putz- und Farbgutachten anfertigen, das unseren Elan, die
Fassade preußisch-gelb mit weiß zu gestalten, bremste. Es wurde
uns die jetzt sichtbare Farbe vorgeschrieben, über die wir inzwischen sehr
froh sind, da sie etwas ganz Seltenes ist. Im Mai 1993 haben wir nach drei harten
Monaten Arbeit unser Haus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und
das erste Zinnfigurenmuseum in Zusammenhang mit dem ersten Brandenburg-preußischen
Museum mit drei Sälen eröffnet.
Die Sammler brachten Freunde mit und siehe da, es kamen noch andere Gäste
hinzu, die nicht nur unser Haus anschauen wollten, sondern auch Durst und Hunger
mitbrachten. Also wurde eine Terrassenausstattung gekauft und an den ersten
Wochenenden mit einer Ausnahmegenehmigung Kuchen und Kaffee angeboten. Als die
Wünsche der Gäste dann umfangreicher wurden, haben wir die Gaststättenerlaubnis
beantragt, eine Küchenausstattung eingebracht und einen Koch eingestellt.
Allmählich kam zu der sofort nach Erwerb eingestellten Bauzeichnerin noch
weiteres Personal hinzu, als wir bemerkten, dass wir es allein nicht mehr schaffen.
In den Folgejahren entwickelte sich das Museum zu einer anerkannten Einrichtung
mit jetzt elf Sälen. Darin werden die historischen Ereignisse Brandenburgs
und Preußens bis zur Wendezeit in Zinnfigurendioramen dargestellt, die
Jung und Alt nicht nur begeistern, sondern ihnen auch Neues vermitteln oder
einmal Gehörtes wieder auffrischen helfen.
Anschaulich werden die Darstellungen durch Sachzeugen aus den jeweiligen Epochen,
so finden sich Möbel, Waffen, Porzellan, Gläser, Urkunden, Handwerkszeug,
Bilder, Bücher und Garderobe, also Dinge, mit denen sich die Menschen der
jeweiligen Zeit umgeben haben. In der Zeit unseres Bestehens, das im Mai 2003
bereits 10 Jahre dauerte, waren über 120.000 Gäste in unserem Haus,
das durch die Verleihung von braunen Hinweisschildern durch den Landestourismusverband
und das Ministerium für Kultur in Potsdam als historisch wertvolle Sehenswürdigkeit
eingestuft worden ist.
Die inzwischen auch eingerichtete Pension verfügt über 15 Zimmer,
die sich reger Beliebtheit erfreuen. Für Hochzeiten, Familienfeiern, Vereinsausflüge
und Seminare werden die Räumlichkeiten gern angemietet.Unser Restaurant
hat in vielen Restaurantführern eine gute Bewertung erhalten und wir freuen
uns oft über den wiederholten Besuch zufriedener Gäste, die unsere
Bemühungen um die Wiederbelebung von Schloss Gusow als Stätte der
Kultur seit Jahren durch ihre Besuche unterstützen. Neben Konzerten im
neogotischen Gartensaal, Lesungen, Vorträgen und Malkursen sind es vor
allem die wiederkehrenden interessanten Ausstellungen, für die Schloss
Gusow ein Begriff geworden ist.
Der jährliche Höhepunkt der Veranstaltungen ist jedoch das historische
Parkfest, zu dem sich am ersten Juniwochenende Mitglieder von bundesweiten Traditionsvereinen
zu einem Treffen vor der ehrwürdigen Kulisse von Schloss Gusow einfinden.
Im Park wird vor der historischen Fassade von Schloss Gusow die Zeit Derfflingers
und der Befreiungskriege nachempfun-den. Die Soldaten biwakieren auf Stroh und
lassen die alte Zeit durch ein zünftiges Lagerleben mit Kanonendonner und
Gefechtslärm lebendig werden.
Zur Zeit sind wir dabei, die historische Brücke wiederherzustellen, die
im Verlauf der Sichtachse Schlossstraße - Brücke - Schloss - Park
ein wichtiges Bindeglied darstellt. Ein Faltblatt über die "Schlösser
und Herrenhäuser" im Oderland, zu dem Peter Engelhardt die Fotos und
Texte lieferte, wurde mit dem Tourismusverband erstellt.
Zum Schluss möchten wir noch allen danken, die uns seit Jahren begleitet
haben: Firmen, Behörden und Einrichtungen, hinter denen verständnisvolle
Menschen stehen. Ohne deren Mithilfe wären die 10 Jahre Schloss Gusow nicht
gelungen. 10 Jahre Schloss Gusow haben uns zum Optimismus erzogen, und wir werden
nicht nachlassen, unsere ganze Kraft weiterhin in die Wiederbelebung des Hauses
zu stecken.
Dorfcharaktere
(Hannelore Mai)
Der Landarzt von Gusow -
Waldi Rauer
Waldi Rauer war praktischer Arzt in Gusow und Umgebung. Regelmäßige
Sprechstunden hielt er in Gusow, Platkow, Langsow, Werbig und Görlsdorf
ab und betreute auch Patienten aus Buschdorf u. a. Orten. In Neutrebbin ist
er am 16.02.1914, im damaligen Kreis Oberbarnim geboren und am 23.01.1964 in
Berlin verstorben. Von 1934 bis 1939 studierte er in Berlin und Freiburg Medizin,
arbeitete danach als Assistenzarzt in Eberswalde, wurde dann zur Marine eingezogen
und vor allem im Polargebiet eingesetzt.
Im August 1946 kam er nach Gusow. Doktor Rauer, so wurde er von seinen Patienten
genannt, verkörperte einen Landarzt wie man ihn sich vorstellte. Er war
von sehr fülliger Statur. Seinen Patienten gegenüber war er offen
und ehrlich und benutzte manches derbe Wort. Er kannte sich auf allen Gebieten
der Medizin aus, er wollte auch mal Chirurg werden, kurierte Halsweh, Hauterkrankungen,
eingeräderte Kinderbeine, Abzesse jeglicher Art und sah den Frauen an der
Nasenspitze an, dass sie schwanger waren.
Sein Anfang in Gusow war sehr schwer. Das Dorf war vom Krieg gezeichnet und
es fehlte an allem. Seine Arztutensilien waren eine Bereitschaftstasche und
wenige Instrumente. Wie schwer der Anfang war, zeigt sich darin, dass er sein
Nachtlager in der ersten Zeit auf dem Untersuchungstisch bereiten musste. Tag
und Nacht war er für seine Patienten da. Anfangs machte er die Krankenbesuche
zu Fuß, auch mit dem Fahrrad, dem Pferdegespann und viel später wurde
ein Auto angeschafft. Er behandelte die Patienten nicht nur in seiner Praxis
oder zu Hause, sondern bestellte diese auch zu kleineren Eingriffen in die Gaststätte.
Dort wurde dem Patienten Alkohol eingeflößt, da es an Narkosemitteln
mangelte und dann wurde z. B. das Furunkel am Hals des Fritz W. herausgeschnitten.
In das Kinderheim nach Görlsdorf wurde er auch einmal gerufen, weil ein
Junge über 40 Grad Fieber hatte, Doktor Rauer stellte fest, dass der Patient
einen Abzess am Hals hatte, er musste sofort handeln. Die Erzieherin wurde aufgefordert,
den Jungen festzuhalten und der Doktor öffnete, ohne jegliche Betäubungsmittel,
dieses Geschwür mit einer Schere. Seine direkte Art bekamen viele Patienten
zu spüren. Einem Patienten verschrieb er Zäpfchen und nach geraumer
Zeit erschien dieser wieder in der Praxis und klagte, dass die Tabletten nicht
geholfen hätten, da sagte Doktor Rauer, "...du Dusseltier, du solltest
die Dinger doch in den A
. stecken und nicht fressen.".
Neben seiner derben Art, kann ich mich erinnern, hatte er ein Herz für
uns Kinder; er war Pate unserer Klasse und zum Osterfest spendierte er Süßigkeiten,
die er im Park verstecken ließ und wir diese suchten. Doktor Rauer hatte
gesundheitliche Probleme, die aus dem Kriegseinsatz herrührten. Auch persönliche
Schicksalsschläge musste er verkraften, als seine Frau 1955 verstarb. Um
die 1947 geborene Tochter kümmerte er sich dann allein. In zweiter Ehe
heiratete der Doktor eine Lehrerin mit drei Kindern, eine gemeinsame Tochter
bekam das Ehepaar und die Familie mit fünf Kindern lebte in Gusow, Zuckerfabrik,
bis er 50jährig verstarb.
Des Esels Gang
(Gerd Giese)
Hier steh ich Esel
nun aus Holz
Als Historie und
Gusower Legende
Ich sag's euch ehrlich
darauf bin ich stolz
Wer in den Herzen
der Menschen lebt,
lebt ohne Ende.
Ein Straßenschild hab
ich noch nicht
Doch ist mein Mythos
eng verbunden
Mit einem Weg und
gärtnerischer Pflicht
Hab mich jahrein, jahraus
dafür geschunden.
Der Weg zum
Schlosspark am
Palmenhaus
Den mein ich, wenn Sie
mich fragen
Im Volksmund wurde
der Eselsgang daraus,
Soll man wirklich
Karl-Liebknecht-Platz
dazu sagen?
|
Der Hölzerne Esel, Gusow, 2000
|
Bildquellen:
P. F. Mengel |
Kreisarchiv
Seelow |
Brandenb. Landeshauptarchiv,
Potsdam |
Gemeinde
Gusow-Platkow |
Fam. Beyer Bernoulli,
Johann, Gusow |
Amt
Neuhardenberg |
Fam. Drewing, Gusow |
Fam.
Weiß, Platkow |
Frau
Eichhorst, Gusow |
Geschichts- und Heimatverein
Gusow-Platkow e.V. |
Fam. Studier, Gusow |
Verein
für Heimatgeschichte der Stadt Müncheberg e.V. |
"Das Oderbruch"
2. Band, 1934 |
|
Landesamt
für Denkmalpflege, Ärchäolog. Landesmuseum, Außenstelle
Frankfurt (O) |
Siebmachers
großes und allgemeines Wappenbuch, Nürnberg, 1880 |
|
Textquellen:
Autoren: |
|
|
Peter
René Studier |
Herrn
Dr. Schmook |
Fam.
Enkelmann |
André
Winkelmann |
Herrn
Petzel |
Fam.
Beyer |
Konrad
Nühse |
Herrn
Dunker |
Fam.
Werner Drewing |
Joachim
Neubert |
Frau
Steinkraus |
Fam.
Felsner |
Heidemarie
und Peter Engelhardt |
Herrn
Köpp |
Fam.
Thomas Drewing |
Erika
Schulz und Hannelore Mai |
Fam.
Klasen |
Horst
Drewing |
|
Herrn
Dähn |
Herrn
Kraft |
1229 - 2004
775 Jahre Platkow
1405 - 2005
600 Jahre Gusow
Eine Chronik
|
Herrn
Giese |
Herrn
H. Manthey |
Herrn
Stieger |
Herrn
Zimmermann |
Frau
Resing |
Herrn
Sparmann und Frau Kreisel |
Frau
Tismer-Benthin |
|